Die seit 1925 erscheinende Kulturzeitschrift «Davoser Revue» thematisiert in ihrer jüngsten Ausgabe die Lebensläufe von Frauen in historischen Zeiten. Die Bandbreite reicht von einer Soldatin über Frauenrechtlerinnen und Dichterinnen bis zu einer bislang unbekannten Romanfigur von Erich Maria Remarque.
Regula Engel-Egli zieht mit ihrem Mann und an der Seite von Napoleon in den Krieg. Sie verliert 1815 ihren Mann und zwei Söhne in der Schlacht von Waterloo. Den Heimatort ihres Mannes, Langwies im Schanfigg, hat sie nie gesehen. Margreth Meisser heiratet 1677 den elf Jahre jüngeren Davoser Landammann Paul Jenatsch; Eheglück wird ihr keines beschieden sein, sie stirbt nur zwei Jahre nach der Hochzeit. Elisabeth Ambühl heiratet dagegen keinen alteingesessenen und angesehenen Davoser, sondern einen politischen Flüchtling aus dem Grossherzogtum Baden: Alexander Spengler. Sie beide und ihre Kinder tragen viel zum Wandel des Bauerndorfs Davos zum internationalen Kurort bei. Marie Beeli wiederum heiratet überhaupt nicht: Die Aristokratin betätigt sich gemeinnützig und geht als wichtige Frauenrechtlerin in die Geschichte ein – obwohl sie ihre eigenen Leistungen und Beiträge nur als gering ansieht.
Die «Davoser Revue» zeigt in ihrer jüngsten Ausgabe eine erstaunliche Vielfalt an weiblichen Biografien mit Bezug zu Davos und Graubünden auf. Porträtiert wird unter anderen Edith Södergran, die Begründerin des finnlandschwedischen Modernismus in der Dichtkunst. Die im deutschsprachigen Raum immer noch kaum bekannte Dichterin weilte von 1912 bis 1914 zur Kur in Davos und hielt die Landschaft in bewegenden Fotografien fest.
Thematisiert wird in der «Davoser Revue» auch das Verhältnis des Künstlers Ernst Ludwig Kirchners zu Frauen. Ferner wird Jutta Ilse Zambona vorgestellt, die erste Frau des Schriftstellers Erich Maria Remarque. Sie floh mit Remarque im Winter 1929 vor dessen Erfolg mit dem Roman «Im Westen nichts Neues» nach Davos. Später geriet Jutta Ilse Zambona im Schatten der Liebschaften von Remarque mit Stars wie Greta Garbo oder Marlene Dietrich in Vergessenheit. Dieses Schicksal teilte sie mit der einzigen weiblichen Hauptfigur in den Werken von Remarque überhaupt: Gam. Nach ihr benannte Remarque den frühen Roman «Gam», der mitunter in Davos spielt, aber erst 1998 publiziert wurde.